Konzepte und Maßnahmen zur Bewegungsförderung im Unternehmen

 
Konzepte gesundheitsförderlicher Arbeitsgestaltung: Verhaltens- versus Verhältnisprävention

Gesundheitspräventive Maßnahmen können danach unterschieden werden, auf wen oder was sich diese beziehen. Verhaltensprävention beruht auf der Annahme, dass jeder Mensch mit Hilfe seines eigenen Verhaltensrepertoires Krankheiten und Stress vorbeugen kann. Die Maßnahmen richten sich demnach mit einer zur Vermittlung geeigneter Präventionstechnik an den einzelnen Mitarbeiter, durch Angebote wie beispielsweise Kurse zu rückengerechtem Arbeiten, Entspannungs- und Fitnesstraining und Ernährungsberatung.
Durch die Maßnahmen der Verhältnisprävention wird andererseits versucht, die Ursachen von Krankheiten und Stress in der Arbeitssituation selbst zu beseitigen bzw. zu vermeiden. Es ist damit an Maßnahmen der Gestaltung von Arbeitsplätzen, Arbeitsaufgaben oder Arbeitsorganisation gekoppelt.

Die betriebliche Gesundheitsförderung wird meist mit Maßnahmen der Verhaltensprävention gleichgesetzt, ohne dabei eine Verhältnisprävention weiter in Betracht zu ziehen. Dies liegt vor allem daran, dass verhaltenspräventive Maßnahmen kostengünstiger erscheinen und in der Regel schneller umgesetzt werden können. Zum anderen bleibt damit die Verantwortung für die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden bei jedem Beschäftigtem selbst und die möglichen Ursachen im Unternehmen können ausgespart werden. Ein Problem der einseitig verhaltenspräventiven Maßnahmen ist, dass sie kompensatorisch ausgerichtet sind, wenn gesundheitsrelevante betriebliche Schwachstellen weiter bestehen. Die Verhältnisprävention als gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung, die an den Wurzeln gesundheitsrelevanter Probleme ansetzt, dürfte die wirksamere Form der Verbesserung sein, denn ihre Wirkung bietet mehr Aussicht auf Nachhaltigkeit.
 
Maßnahmen zur Bewegungsförderung im Unternehmen
 
Folgende Maßnahmen können in Unternehmen zur Bewegungsförderung integriert werden:

1. Betriebssport:
Der Deutsche Betriebssport Verband gibt drei Hauptgründe für den Betriebssport an. Diese sind die Kommunikation der Mitarbeiter untereinander, die Stärkung der Identifikation mit dem Unternehmen und die Popularität für den Arbeitgeber durch öffentliches Auftreten. Ein Unternehmen, das für sportliche Aktivitäten bekannt ist, gilt als modern, mitarbeiterfreundlich und fit. Der Sport wird in Unternehmen häufig eher vernachlässigt, kann aber durch gezielte Initiativen in diesem Bereich reaktiviert werden.

2. Mitarbeitersportfeste:
Sie stellen eine sehr attraktive und aktive Alternative zu Betriebsausflügen dar. Zur Herausstellung des gesundheitsförderlichen Charakters sind vor allem Angebote zur Motivation von inaktiven Mitarbeitern interessant und sinnvoll. Es kann dabei ein entscheidender Impuls gesetzt werden, außerhalb des Unternehmens oder mit Arbeitskollegen zusammen regelmäßig körperlich aktiv zu sein. Eine solche Veranstaltung kann außerdem die „Corporate Identity“ des Unternehmens fördern, wenn beispielsweise alle Mitarbeiter des Unternehmens in firmeneigenen T-Shirts antreten.

3. Bewegungspausen am Arbeitsplatz:
Diese sind für alle Mitarbeiter, ob in sitzender oder stehender Tätigkeit, sehr sinnvoll. Gezielte Übungen sind dabei ein hilfreiches Mittel, um zu entspannen und die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern. Durch den geringen Aufwand und die kurze Dauer sind Bewegungspausen unter der Voraussetzung, dass sie regelmäßig durchgeführt werden, eine sehr gut geeignete Maßnahme. Die bewegten Pausen geben dem Mitarbeiter die Möglichkeit, kurz von dem meist eher stressigen Arbeitsalltag abzuschalten und seinen Körper für die noch anstehenden Arbeitsstunden zu stärken.

4. Kooperation mit Fitnessstudios:
Die Kooperation mit einem Fitnessstudio ist eine sehr einfache, aber bei den Mitarbeitern sehr beliebte Maßnahme zur Bewegungsförderung. Die Mitarbeiter profitieren von vergünstigten Monatsbeiträgen und das Unternehmen durch die Vermittlung eines attraktiven Angebotes.

5. Integration in Trainings- und Bildungsmaßnahmen der Personalentwicklung:
Seminare finden häufig sitzend über mehrere Tage statt. Außerdem werden nur kurze Pausen zum Essen und Trinken eingelegt. Allerdings wird unter diesen Bedingungen der Lernerfolg minimiert. Dieser kann deutlich verbessert werden, wenn das stundenlange Sitzprogramm durch körperliche Aktivitäten begleitet wird. Abwechslungsreiche Aktivitäten, wie beispielsweise vor dem Grundstück eine kurze Distanz laufen oder ein leichtes Jogging, sind für jeden Seminarteilnehmer geeignet und führen gleichzeitig zu einer Erhöhung des Lernerfolgs, der Attraktivität der Veranstaltung und zu einer allgemeinen Auflockerung.

6. Kooperation mit Sportvereinen:
Dass Sportvereine auch für Unternehmen interessant sind, zeigt sich unter anderem darin, dass einige größere Unternehmen eigene Sportvereine betreiben. Der Kontakt zu einem nahe gelegenen Sportverein lohnt sich auch für kleinere Unternehmen, da die Angebote sehr vielfältig und für Mitarbeiter durch die Möglichkeit der gemeinsamen Aktivität mit der eigenen Familie interessant sind.

7. Informationen zur körperlichen Aktivität:
Die im Unternehmen bestehenden Informationsmittel können durch regelmäßige und aktuelle Informationen zu Sport und Bewegung attraktiv bereichert werden. Eventuell führt ein besonderer Service im Intranet oder in einer Mitarbeiterzeitung dazu, dass das Thema der Bewegungsförderung ständig im Gespräch bleibt. Dadurch wird wiederum die Gesundheitskompetenz der Mitarbeiter erhöht.

8. Rückenschulen:
Darin werden Übungen zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit und Beweglichkeit mit einbezogen und es werden adäquate Ausgleichsbewegungen zur Kompensation ungünstiger Bewegungen am Arbeitsplatz vorgestellt und eingeübt. Die Unternehmen sind dabei herausgefordert, ein ergebnisorientiertes Rückenmanagement für Mitarbeiter zu entwickeln. Dabei sollten allerdings individuelle Angebote zur wirksamen Bewältigung von Rückenbeschwerden im Vordergrund stehen.

Welche Maßnahmen zur Bewegungsförderung von den einzelnen Unternehmen angeboten werden, ist unter anderem von der Unternehmensgröße und den Realisierungsmöglichkeiten abhängig. Außerdem sollte jedes Unternehmen das Angebot individuell, das heißt den Arbeitsbelastungen der eigenen Mitarbeiter angepasst, auswählen und anbieten.