Betriebliche Gesundheitsförderung - Einleitung

 

Motivations- und krankheitsbedingte Fehlzeiten führen neben teilweise enormen innerbetrieblichen Ablaufschwierigkeiten auch zu hohen finanziellen Belastungen der Unternehmen. Dies kann besonders in hart umkämpften Märkten ein entscheidender Wettbewerbsfaktor sein.

Die aktuelle Studie der OECD (Health Data 2005) zeigt, dass gerade in Deutschland die Fehlzeiten im Vergleich zu anderen Ländern noch sehr hoch sind. Im Jahr 1995 lagen die Fehltage je Person und Jahr bei durchschnittlich 19,2 und im Jahr 2000 bei 16,5. Vergleichsweise dazu lagen die Fehltage in Frankreich 1995 bei 7,8 und im Jahr 2000 bei 7,2 Fehltagen pro Person und Jahr. Trotz sinkender Zahlen in den vergangenen Jahren sind die Fehlzeiten durch Erkrankungen immer noch sehr hoch und daraus lässt sich auch die dringliche Notwendigkeit erkennen, die betriebliche Gesundheitsförderung weiterhin voran zutreiben.

Die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und Dienstleistungsorganisationen hängen im Wesentlichen von der Motivation und der damit verbundenen Leistungsfähigkeit ihrer Beschäftigten ab. Deren Denken, Fühlen und Handeln wird maßgeblich von ihrem Wohlbefinden und ihrer Gesundheit beeinflusst. Daraus erkennt man, dass Arbeit mehr als der bloße Einsatz physischer Kräfte oder kognitiver Fähigkeiten ist. Angst oder Freude, Hilflosigkeit oder Wut werden durch die alltäglichen Erlebnisse in Arbeit, Freizeit und Familie ausgelöst und wirken ihrerseits zurück auf das Arbeits- und Sozialverhalten.

Deshalb geht es bei der betrieblichen Gesundheitsförderung um ein umfassendes Konzept zur Prävention und Gesundheitsförderung, dass gleichermaßen sowohl die Arbeitsbedingungen als auch das individuelle Gesundheitsverhalten berücksichtigt. Die Europäische Union umschreibt in diesem Sinne die betriebliche Gesundheitsförderung als eine moderne Unternehmensstrategie, die darauf abzielt, Krankheiten am Arbeitsplatz vorzubeugen, Gesundheitspotenziale zu stärken und das Wohlbefinden zu verbessern. Die Realität in deutschen Unternehmen sieht aber derzeit ganz anders aus.
Im Vordergrund stehen ausschließlich Aktivitäten, die darauf abzielen, arbeitsunfähigkeitsbedingte Fehlzeiten zu reduzieren. Dabei ist die ausschließliche Orientierung vieler Unternehmensverantwortlicher allein an der Krankheitsquote kein besonders zuverlässiger Indikator für den inneren Zustand eines Unternehmens. Deshalb sollte das Reduzieren von arbeitsunfähigkeitsbedingten Fehlzeiten nicht das einzige Ziel eines Unternehmens sein, denn auch die Motivation der Mitarbeiter und deren Bindung an das Unternehmen, die Erhöhung der Flexibilität und Kreativität der Mitarbeiter, die Bekämpfung der Ursachen chronischer Krankheiten sowie die Erleichterung der Wiedereingliederung sind außerordentlich wichtige Ziele, die ein Unternehmen verfolgen muss.

Die betriebliche Gesundheitsförderung hat eine Steigerung der Arbeitszufriedenheit zum Ziel, die die motivationsbedingten Fehlzeiten senkt, denn der Erfolg eines Unternehmens kann dauerhaft nur durch leistungsfähige und leistungswillige Mitarbeiter sichergestellt werden.

In der folgenden Arbeit wird dargestellt, wie groß der Einfluss der betrieblichen Gesundheitsförderung auf die Motivation und Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter ist. Dabei wird auf die Notwendigkeit und die Ausgestaltung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements eingegangen. Am Ende werden mittels einer eigens durchgeführten Arbeitnehmerbefragung, die Vorstellungen, Wünsche und Effekte hinsichtlich der betrieblichen Gesundheitsförderung erörtert.