Diskussion und Ergebnisse der Arbeitnehmerbefragung

 
Bei der Frage, was unter betrieblicher Gesundheitsförderung verstanden wird, stehen für die Befragten medizinisch orientierte Konzepte wie z.B. Haltungstraining, Bewegungskonzepte und Arbeitsschutzmaßnahmen ganz klar im Vordergrund. Dies sind auch die Punkte, die am ehesten in den einzelnen Firmen umgesetzt werden. So nennen die meisten Personen bei Frage fünf als Punkte, die im eigenen Unternehmen angeboten werden, Rückenschule, Betriebsarzt, Arbeitsschutzmaßnahmen und Bewegungsangebote. Diese Maßnahmen lassen sich zum einen am einfachsten im Unternehmen einführen und sind außerdem teilweise ab einer bestimmten Unternehmensgröße vorgeschrieben. Allerdings bringen sie, wie in der Theorie festgestellt, nicht immer die größten Erfolge mit sich. So sind theoretische Rückenschulkurse nur dann wirksam, wenn sie mit Bezug zum Arbeitsplatz durchgeführt werden. Wirkungsvoller sind allerdings Programme, die eine intensive und vor allem aktive Schulung der Mitarbeiter beinhalten.
Es lässt sich aber bereits hier feststellen, dass es einen großen Unterschied zwischen dem, was unter betrieblicher Gesundheitsförderung verstanden wird, und was tatsächlich angeboten wird, gibt.

Für ebenfalls wichtig wurden die Punkte Betriebsklima, Berücksichtigung von Mitarbeiterwünschen, sichtbare Anerkennung guter Leistungen und die Vorbildwirkung des Vorgesetzten angesehen, da dies alles Punkte sind, die sich unmittelbar auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter am Arbeitsplatz auswirken. Auffällig ist, dass diese psychischen Kategorien vor allem bei den weiblichen Befragten öfters bejaht wurden als bei den männlichen Kollegen. Im Schnitt lag der Wert bei den Frauen bis auf den Punkt Betriebsklima um ca. 10% höher.

Einig waren sich die meisten Befragten auch darüber, dass Arbeit und Privatleben getrennt werden sollten. So erwarteten nur 44% der Befragten Verständnis von Vorgesetzten für private Probleme und nur 37% wünschten sich Freizeitangebote der Firma zusammen mit ihrer Familie. Die meisten Leute sind froh, nach einem langen und harten Arbeitstag die täglichen Probleme in der Firma lassen zu können und sich in der Freizeit mit anderen Personen oder alleine mit der Familie zu beschäftigen. Einige der Befragten gaben an, dass sie nicht wollen, dass ihre Familienmitglieder in das Unternehmen, indem sie tätig sind, mit einbezogen werden. Sie gaben an, sich dadurch ihre Privatsphäre erhalten zu wollen.

Wie bereits oben angesprochen, zeigte sich bei der Frage nach den Effekten der betrieblichen Gesundheitsförderung, dass der Großteil der Befragten die betriebliche Gesundheitsförderung für wichtig und sinnvoll hielten, aber knapp 60% zu bedenken gaben, dass diese nicht mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmt. 29% der Befragten gaben sogar an, dass eine betriebliche Gesundheitsförderung in ihrem Unternehmen praktisch nicht vorhanden sei. Insgesamt sagten sogar über zwei Drittel (68%), dass das eigene Angebot im Unternehmen verbessert werden sollte. Hier zeigt sich, dass es noch einen großen Nachholbedarf bei den Unternehmen gibt.

Diejenigen, die ein regelmäßiges Angebot erhalten, waren in der Regel zufrieden, nur einige fanden, dass das Angebot manchmal zu erzwungen oder nur im Freizeitbereich vorhanden ist. Wünschenswert wäre für einige Befragte, dass die Angebote auch während der Arbeitszeit zur Verfügung stehen, wobei einige Akkordarbeiter dies als ungeeignet ansahen. Schwierig ist es allerdings für die Unternehmen, diese Angebote in den täglichen Arbeitsablauf zu integrieren, ohne den Produktionsablauf zu stören. Zudem bedeutet dies auch erhebliche Kosten, vor allem im Hochlohnland Deutschland, für die Unternehmen, so dass einfacher auf die Pausen oder Freizeit zurückgegriffen wird.

Wie bereits erwähnt wird durch „Bewegten Pausen“ versucht, das Angebot der betrieblichen Gesundheitsförderung auch in die Arbeitszeit zu integrieren. Dabei werden während der Arbeitszeit direkt an der Fertigungslinie entlastende und ausgleichende Bewegungsübungen durchgeführt. Allerdings wollen sich vor allem die körperlich hart arbeitenden Mitarbeiter in den Pausen lieber ausruhen und sich hinsetzen, als Übungen zu machen, da sie dieses häufig als zusätzliche körperliche Belastung ansehen und weniger als Entlastung.
Daher kam auch öfter der Kommentar, dass diese Art von Gesundheitsförderung eher für die Verwaltungsetage, d.h. Personen mit sitzender Tätigkeit, ausgelegt ist und nicht für Arbeiter in der Produktion oder Fertigungslinie.

Nichts desto trotz hat die Umfrage gezeigt, dass immerhin 40% bis 50% der befragten Arbeitnehmer der betrieblichen Gesundheitsförderung positive Effekte bezogen auf die Motivation und Arbeitszufriedenheit sowie den Krankenstand und die Produktivität zusprechen.