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Krankenstände lassen sich hinsichtlich folgender
Faktoren kategorisieren: |
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Krankenstand nach Stellung im Beruf |
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Die folgende Rangfolge findet sich in fast allen Branchen
wieder. Die höchsten krankheitsbedingten Fehlzeiten weisen Arbeiter
auf, dagegen die niedrigsten Angestellte. Im Mittelfeld liegen Facharbeiter,
Meister und Auszubildende.
Die Gründe dafür sind vielseitig; beispielsweise brauchen
Angestellte bei Kurzerkrankungen bis zu drei Tagen nicht immer eine
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorzulegen, dadurch werden Kurzzeiterkrankungen
von Angestellten bei den Krankenkassen nicht in dem Maße erfasst,
wie es bei den Arbeitern der Fall ist, die auch bei Kurzzeiterkrankungen
eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung im Unternehmen vorlegen
müssen. Außerdem führt schwere körperliche Arbeit
im Bereich der industriellen Produktion zu höheren Krankenständen
als zum Beispiel die Tätigkeiten bei Büromitarbeitern. Man
muss auch das niedrigere Einkommensniveau bei Arbeitern betrachten,
da sich dieses ungünstig auf die außerberuflichen Lebensverhältnisse,
wie zum Beispiel die Wohnsituation, die Ernährung oder auch die
Erholungsmöglichkeiten auswirken kann. Untersuchungen haben auch
gezeigt, dass bei einkommensschwachen Gruppen verhaltensbedingte gesundheitliche
Risikofaktoren wie Rauchen, Bewegungsarmut und Übergewicht deutlich
stärker ausgeprägt sind als bei einkommensstärkeren
Gruppen. |
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Krankenstand nach Berufsgruppen |
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Unter den einzelnen Berufsgruppen gibt es große
Unterschiede bezüglich des Krankenstandes. Die ausgeübte
Tätigkeit hat erheblichen Einfluss auf das Ausmaß der krankheitsbedingten
Fehlzeiten. Berufsgruppen mit den höchsten Krankenständen
sind beispielsweise Waldarbeiter, Straßenreiniger und Gerüstbauer,
dabei handelt es sich um gewerbliche Berufe mit hohen körperlichen
Arbeitsbelastungen und überdurchschnittlich vielen Arbeitsunfällen.
Aber auch durch psychische Arbeitsbelastungen kommt es in Berufsgruppen,
wie zum Beispiel bei Soldaten, Grenzschutz- und Polizeibediensteten
zu hohen Krankenständen. Die niedrigsten Krankenstände sind
bei den Selbstständigen und Akademikern, wie beispielsweise Juristen,
Naturwissenschaftlern, Hochschullehrern, Elektroingenieuren, Apothekern
und Geisteswissenschaftlern zu verzeichnen.
Bei Angestellten ist das Gesundheitsbewusstsein im Allgemeinen ausgeprägter
als bei Beschäftigten im gewerblichen Bereich. Dabei achten beispielsweise
Schichtarbeiter mehr auf die eigene Gesundheit als nicht im Schichtdienst
Tätige. |
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Krankenstand nach Wochentagen |
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Am Wochenanfang sind die meisten Krankschreibungen zu
verzeichnen, hingegen nimmt die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsmeldungen
zum Wochenende hin kontinuierlich ab. Man muss allerdings dabei bedenken,
dass Arztpraxen am Wochenende geschlossen sind und nur Notfälle
behandelt werden. Dadurch erfolgt die Krankschreibung für Erkrankungen,
die am Wochenende bereits begonnen haben, in den meisten Fällen
erst am Wochenanfang. Insofern sind in den Krankmeldungen am Montag
auch die Krankheitsfälle vom Wochenende enthalten. Dieser Fakt
wird in Unternehmen bei Diskussionen um den so genannten „Blauen
Montag“ häufig nicht bedacht und berücksichtigt.
Das Ende der Arbeitswoche wird auch gleichzeitig von der Mehrheit
der Ärzte als Ende der Krankschreibung bevorzugt. 2004 endeten
beispielsweise 47,2% der Arbeitsunfähigkeitsfälle am Freitag.
Gefolgt wird der Freitag von Mittwoch, als Wochentag, an dem die meisten
Krankmeldungen (13,9%) abgeschlossen werden. |
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Krankenstand durch Arbeitsunfälle |
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Im Jahr 2004 waren 4,9% der Arbeitsunfähigkeitsmeldungen
auf Arbeitsunfälle zurückzuführen. Diese waren für
5,9% der gesamten Arbeitsunfähigkeitstage verantwortlich. Die
durchschnittliche Falldauer eines Arbeitsunfalls betrug im Jahr 2004
14,6 Tage. Aber auch im Bereich der Arbeitsunfälle sind die Fehlzeiten
im Vergleich zu den vorhergehenden Jahren rückläufig. In
kleineren Betrieben mit 10 bis 49 Mitarbeitern kommt es wesentlich
häufiger zu Arbeitsunfällen als in größeren Betrieben.
Auch die durchschnittliche Dauer einer unfallbedingten Arbeitsunfähigkeit
ist in kleineren Unternehmen höher als in größeren,
was darauf hindeutet, dass dort häufiger schwere Unfälle
passieren.
Zusammenfassend gibt es drei Hauptgründe für die kontinuierlich
in den letzten Jahren gesunkenen Krankenstände. Das ist zum
einen die Angst um den Arbeitsplatz, die sich durch die vorhandenen
hohen Arbeitslosenzahlen und ungünstigen Konjunkturlagen verstärkt
hat. Was dann wiederum dazu führt, dass viele Arbeitnehmer
im Zweifelsfall lieber zur Arbeit gehen, als sich krank zu melden.
Außerdem haben viele, vor allem größere Unternehmen
das Angebot der betrieblichen Gesundheitsförderung ausgebaut
und die Mitarbeiter sind deshalb weniger krank. Und zum anderen
haben viele Unternehmen den Personalabbau ausgenutzt, um ihre Mitarbeiterstruktur
zu verändern. Dabei wurden vor allem ältere und geringer
qualifizierte Mitarbeiter entlassen. Neu eingestellt wurden dagegen
junge und höher qualifizierte Mitarbeiter. Dadurch ist auch
der Krankenstand in den Unternehmen gesunken. Erschreckend ist dabei
der Fakt, dass heute mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer vor
Erreichen der Altersgrenze aus der Erwerbstätigkeit ausscheiden.
In vielen Fällen führt der Weg in den vorzeitigen Ruhestand
über Arbeitslosigkeit oder Krankheit oder in einigen Fällen
sogar über beides. |
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Aktivitäten der Unternehmen zur Senkung
des Krankenstandes |
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Unternehmen ergreifen viele Strategien, mit denen sie
versuchen, die Fehlzeiten der Arbeitnehmer zu verringern und Einfluss
auf das Krankheitsverhalten und die Krankheitshäufigkeit zu nehmen.
Dazu gehören auf der einen Seite Maßnahmen zur Arbeitsplatzgestaltung
und zur betrieblichen Gesundheitsförderung und auf der anderen
Seite Interventionen wie Rückkehrgespräche oder auch Kontrollanrufe
bzw. -schreiben bei den Mitarbeitern während des Krankenstandes.
Sinn und Wirkung der letzteren Maßnahmen muss kritisch hinterfragt
werden, da sich viele Arbeitnehmer durch den stark überwachenden
Charakter, privat kontrolliert und in ihren Freiheiten eingeschränkt
fühlen. Wodurch wiederum die Motivation und Arbeitszufriedenheit
stark sinken, was sich im weiteren Verlauf negativ auf ihre Leistungsfähigkeit
und -bereitschaft auswirkt. Eine mögliche, jedoch sehr selten
angewandte Methode ist außerdem das Zahlen von finanziellen
Prämien bei geringen Fehlzeiten.
Die betriebliche Gesundheitsförderung zählt zu den Strategien,
die auf eine Veränderung der betrieblichen Verhältnisse
abzielen, welche auf diesem Wege auch die inneren Einstellungen und
die Zufriedenheit der Mitarbeiter im Sinne der Reduktion krankheitsbedingter
Fehlzeiten zu fördern versuchen. Dazu werden von den Unternehmen
Investitionen in eine gesundheitsgerechte Gestaltung der Arbeitsplätze
getätigt. Diese Investitionen werden am häufigsten von großen
Unternehmen ab ca. 1000 Beschäftigten vorgenommen. Außerdem
wird betriebliche Gesundheitsförderung durch Rückenschulen
oder Sportangebote in Unternehmen verwirklicht |
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